Einen Karpfenansitz der Extraklasse ...
26.09.2009
Ein Erlebnisbericht von Frank Sievers
...erlebten Maik Balschun und ich am 26. September 2009. Hungrig gemacht von den Meldungen über die aktuellen Karpfenfänge wollten auch wir einmal unser Glück beim Karpfenangeln versuchen, denn ... nur wer Angeln geht, kann auch etwas fangen.
Als absolute Anfänger in Sachen Karpfen haben wir uns auf die Tipps von Uwe Frahm verlassen. Da wäre dann zunächst das Anfüttern. Wir legten uns zwei Futterstellen an, die drei Tage lang im voraus stets zur gleichen Vorabendzeit mit ca. 5 kg Mais bestückt wurden. Am Angeltag selber wurden gegen 17:00 Uhr zunächst die Ruten ausgelegt, bevor dann - nur ein , zwei Hände voll - mit Mais angefüttert wurde. Als Köder boten wir 5 Maiskörner als Kette am Haar an, die wir links und rechts neben der Futterstelle sowie etwas oberhalb auslegten. Und dann ging es in die Wartestellung - selbstverständlich mit reichlich Abstand vom Wasser - wir wollten die Fische ja nicht verjagen.
Gegen 17:30 Uhr dann - wir hatten gerade das erste Bier in der Hand - ertönte
ein schriller Pfeifton. Biß !!! An meiner mittleren Rute ging die Post ab.
Aber, was hatte Uwe noch gesagt, erst die anderen Ruten raus. Das erledigt Maik
für mich. Ich nahm derweil die Rute zur Hand und verspürte einen heftigen
Widerstand. Mein Blick ging zur Rolle und ... die Spule war fast gänzlich leer.
Doch die Flucht dauerte immer noch an und so sehr ich mich auch anstrengte, mehr
als den Fisch kurz stoppen schaffte ich nicht. Mit der nächsten Flucht gingen
meine 80 Meter Schnur zur Neige. Hier rächte sich die Naivität, mit einer zu
kleinen Rolle auf Karpfen zu spekulieren und es kam wie es kommen mußte. Als ich
keine Schnur mehr geben konnte, war der Zug zu groß und das Hakenvorfach wurde
gesprengt.
Maik und ich machten dicke Backen ! Was für ein Run ... was für ein Erlebnis ...
und dann so etwas ! Großer Ärger kam aber nicht auf. Die Freude über das
Erlebnis war größer und schnell wurde beratschlagt, was ich noch falsch gemacht
haben könnte. Wir waren uns einig - der Fisch konnte beim Biß viel zu einfach
Schnur von der Rolle nehmen. Das mußte geändert werden. Also habe ich meine
Bremsen von vornherein fester eingestellt - in der Hoffnung, beim nächsten Biß
(sofern dieser denn überhaupt noch kommen würde) mehr Spielraum beim Drill mit
der zur Verfügung stehenden Schnur zu haben.
Die Zeit verging und so allmählich wurde es schummerig. Wurden die Fische evtl.
durch den ersten Run verscheucht ? Nun ja ... die Hoffnung stirbt zuletzt. Immer
mal wieder gab der eine oder andere einen kleinen Pieps von sich. Dies
interpretierten wir als Schnurschwimmer - Fische waren also nach unserer Meinung
da - nur welche ?
Die
Frage wurde dann um 19:15 Uhr eindrucksvoll beantwortet. Ein Karpfen hatte sich
-wieder an meiner mittleren Rute- den Köder geschnappt und zog auf und davon.
Doch dieses Mal war noch ausreichend Schnur auf der Rolle, als ich an der Rute
ankam - der Bremseinstellung sei Dank. Der Drill begann ! Ein absolut
tolles Gefühl einen solch kampfstarken Fisch zu drillen ! Die Fluchten gingen
immer wieder in Richtung Büsche am Ufer, doch nach und nach wurden diese kürzer
und ich konnte den Fisch näher bekommen. Nach ca. 20 Minuten dann gelang es Maik,
den Fisch zu keschern.
"Gib' mir 5 !" hieß es nur und wir beiden strahlten um die Wette. Gleich bei
unserem ersten Karpfenansitz ist es uns gelungen, den Zielfisch zu überlisten.
Und was für ein Fisch !!! Ein Spiegelkarpfen von 80 cm Länge und 11,5 kg
Gewicht lag vor uns im Gras ! Was für ein Einstand ! Nach ein paar Fotos
wurde die Rute neu bestückt, etwas Mais nachgefüttert und im Liegestuhl
genüßlich über das soeben erlebte gefachsimpelt.
Doch nur ein paar Minuten später dann - es war ca. 19:55 Uhr - schrillte der Bißanzeiger von Maik. Ebenfalls die mittlere Rute - diejenige, die wir etwas über den Futterplatz hinaus platziert hatten - neigte sich heftig unter dem Zug des Fisches. Maik nahm den Kampf auf und ... schon kurz danach rief er, "Er ist weg !" Der Haken war ausgeschlitzt und wieder hatte der Karpfen den Kampf gewonnen. So ein Elend ! Doch zum Grübeln blieb zunächst keine Zeit, denn im selben Augenblick schrillte an meiner linken Rute der Bißanzeiger. Im Spurt ging es zur Rute, wurde Kontakt aufgenommen und der Kampf begann. Wieder kämpfte am anderen Ende ein Fisch, der anscheinend noch kräftiger zu sein schien. Dennoch konnte ich den Karpfen unter ständigem Druck von den Büschen fernhalten und nach etwa 12 Minuten gab er dann auf. "Wau! Der 2. Karpfen! Kaum zu glauben!" staunten Maik und ich. Wieder ein Spiegler und mit 84 cm und 12,5 kg wahrlich kein kleiner !
"Jetzt bin ich aber auch 'mal dran." vermeldete Maik im Scherz. Und - siehe da - gegen 20:40 Uhr ging an Maiks mittlerer Rute wieder die Post ab. Dieses Mal saß der Haken perfekt und nach 10minütigem Drill lag auch Maiks erster Karpfen vor seinen Füßen. Mit 79 cm und 11,2 kg knackte auch dieser Fisch die 20 Pfund Marke. Das Grinsen war aus unseren beiden Gesichtern nicht mehr herauszubekommen.
Nach 4 Stunden Angelzeit mit 5 Bissen und 3 gelandeten Fischen waren unsere Erwartungen um ein Vielfaches überschritten worden. Da schmeckte das Bier und unsere Gespräche gingen schon in Richtung "Was uns Uwe wohl sagen wird?" und "Ob uns das überhaupt jemand glauben wird ?". Doch mit unseren Fotos können wir dies eindrucksvoll belegen.
Gegen 22:25 Uhr - wir hatten schon darüber nachgedacht, wann wir einpacken sollten - da schreckte uns das Kreischen eines meiner Bißanzeiger auf. Was ... nach ein Biß ??? Wieder ein Spurt zur Rute, Kontaktaufnahme und der Drill begann. "Der ist kleiner !" konnte ich schnell feststellen und nach 10 Minuten lag dann ein Spiegelkarpfen von 74 cm und 7.750 gr im Kescher - und wieder war es die mittlere Rute. Mit dem jetzt schon obligatorischen "Gib' mir 5!" wurde der Fang verbucht. Lachend und fast schon ein bisschen ungläubig setzen Maik und ich uns wieder in unsere Stühle. "Ist das noch zu toppen ??"
Ein klares ... JA !! Um 23:10 Uhr wurden wir erneut aus den Stühlen geschreckt. An meiner mittleren Rute kämpfte wieder ein Fisch und wieder hieß es Spurt, Kontakt, Bremse einstellen, Drill und Landung. "Mensch, das wird ja bald Routine" witzelte Maik als der nächste Spiegler im Kescher lag. 75 cm und 10 kg - die 20 Pfund waren erneut geknackt. "Diesen Tag werden wir wohl so schnell nicht vergessen" meinte Maik dann auch treffend.
Und - als ob die Fische dies noch unterstreichen wollten - schrillte um Punkt 24:00 Uhr der Bißanzeiger an meiner mittleren Rute erneut. Das gleich Spiel begann: Spurt, Kontakt, Bremse einstellen und Drill. Doch irgendetwas war anders ! Der Gegner machte nicht so lange Fluchten; kämpfte dafür aber umso stärker. Geschlagene 20 Minuten brauchte es, um den Fisch über den Kescher zu führen. Bei jetzt nebligem Wetter erkannten wir dann erst beim Abhaken im Licht unserer Lampen, was dort vor uns lag. Es war ein Schuppenkarpfen von 83 cm Länge und sage und schreibe 15 kg Gewicht ! Das sind 30 Pfund an einem Stück !! Kaum zu fassen ! Mit diesem Fang beschlossen wir, es gut sein zu lassen und packten unsere sieben Sachen.
Unser Fazit kann nicht besser ausfallen:
8 Bisse, 5 Spiegelkarpfen, 1 Schuppenkarpfen und davon 4 Stück jenseits der 20
Pfund und einer sogar bei 30 Pfund. Ein absolutes Highlight für Maik und mich in
unserem bisherigen Anglerleben! Einen solchen Angeltag muß man erst einmal
verarbeiten. Als Nobodys waren wir angereist, es einfach mal zu probieren und
als Karpfenangler mit Herzblut kehren wir zurück. In unseren kühnsten Gedanken
und Wünschen haben wir nicht von einem solchen Erlebnis und Erfolg geträumt. Es
war wohl ...
... ein Karpfenansitz der Extraklasse !
Nebenbei bemerkt:
Am darauf
folgenden Tag haben wir es an gleicher Stelle noch einmal versucht. Die Ausbeute
war ein Biß - ein Schuppenkarpfen von 61 cm Länge und 4,1 kg Gewicht. Wieder ein
erfolgreicher Angeltag - auch wenn er mit dem vorherigen nicht zu vergleichen
ist.
Und am 2.10. habe ich es ebenfalls noch einmal probiert. Und - siehe da - gegen
22:00 Uhr ein Full-Run und 15 Minuten später lag ein Spiegler von 24 Pfund und
80 cm Länge im Kescher. Leider ist das Bild mit Selbstauslöser nicht ganz
gelungen - der Fisch íst aber drauf :-)