Kutterangeln auf der Ostsee

24.07.2015

Bereits im Herbst letzten Jahres wurde die Anregung aufgenommen, einmal ein Kutterangeln auf Dorsch durchzuführen. Auf der Jahreshauptversammlung war es dann soweit und unser Sportwart Peter Knüppel konnte die neue Veranstaltung vorstellen. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt war klar, dass wir ein Schiff komplett nur für uns chartern wollten und um es nicht zu eng werden zu lassen, sollte die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt werden. Leider wurden unsere Erwartungen ob des Zuspruchs bei weitem nicht erfüllt. Gerade einmal 12 Mitglieder meldeten sich zu dieser Fahrt an. Anscheinend sind unter uns Anglern doch nicht so viele "wasserfeste Seeratten", wie wir es glaubten. Am Ende lagen uns inkl. Nichtmitglieder 21 Anmeldungen vor.

Je näher der Tag rückte, umso eindeutiger wurden die Wettervorhersagen. Und - leider - verhießen diese nichts Gutes. Ein Sturmtief kündigte sich mit heftigen Regenfällen und Sturmböen an. Sei's drum - am Samstag Morgen ging es um 04:30 Uhr aus Elsdorf los und im Konvoi fuhren wir in Richtung Kiel - Heikendorf. Bereits jetzt wurden wir von heftigen Regengüssen heimgesucht. Doch der Stimmung tat dies noch keinen Abbruch. Nachdem unser "menschliches Navi" kurz vor dem Ziel den Geist aufgegeben hatte und wir nach einer kleinen Irrfahrt durch Heikendorf schlussendlich doch am Hafen ankamen, lag zwar immer noch Regen in der Luft, doch auf dem Wasser der Förde war von Wellengang nichts zu sehen. Sollte es evtl. doch eine Ausfahrt ohne Hindernisse werden?

An Bord der MS Forelle angekommen wurden die Plätze verteilt und jeder bezog mit seinem Angelgeschirr Stellung, um für die kommende Ausfahrt gerüstet zu sein. Drei Gastangler stießen noch zu uns, so dass wir dann mit 24 Anglern in See stachen. Der Kapitän "Bernd" verwies dabei mehrfach darauf, dass der Seewetterbericht nicht allzu gut aussehen würde. Auf der Kieler Förde jedoch ließ es sich gut an. Von viel Wellengang und Schaukeln war nichts zu spüren und so ließen wir uns das Frühstück so richtig schmecken. Dabei war an der einen oder anderen Ecke zu hören ... "Da muss ordentlich was rein, damit es nachher - beim Weg wieder raus - nicht so weh tut!" Das war der Gruß an die nicht so seefesten Angler unter uns, die darüber zu diesem Zeitpunkt aber einfach nur lachen konnten.

Nach einer dreiviertel Stunde gegen 07:00 Uhr erreichten wir die offene Ostsee und der Kapitän steuerte für die erste Drift ein Wrack an. Jetzt war aber von ruhiger See nicht mehr die Rede. Die Wellen wurden im Minuten Takt höher, Schaumkronen bildeten sich und die Gischt ging teilweise über die Reling. Dennoch - das Angelgeschirr wurde vorbereitet, um bei der ersten Drift möglichst schnell einen Fisch landen zu können. Doch kaum hatte der Kapitän das Boot in die richtige Stellung manövriert und den Motor gedrosselt, da fing das Schiff aufs heftigste an zu Rollen. Festhalten war angesagt und an Angeln selber war nicht zu denken.

Kurzerhand entschied sich der Kapitän, sofort den Rückweg in Förde anzutreten. Für einige von uns kam diese Entscheidung genau richtig, ansonsten wäre wohl die Seekrankheit an Bord ausgebrochen. Also ging es wieder zurück in die Kieler Förde, die im Schutz der Landmassen ziemlich ruhig daher kam. nach einer weiteren dreiviertel Stunde dann konnten wir unsere erste Drift aufnehmen. In Mitten der Kieler Förde versuchten wir es an verschiedenen Stellen. Doch der Erfolg stellte sich nicht ein. Ein, zwei untermaßige Fische kamen an Bord. Aber ansonsten nichts.

So gegen 11:00 Uhr klarte es mehr und mehr auf und auch der Seewetterbericht versprach ruhigeres Wetter auf der Ostsee. Dort angekommen schlug das Wetter dermaßen um, als das wir in T-Shirts und mit Sonnenbrille bewaffnet bei den Driften die Angelruten auswarfen. Doch irgendwie schlug das Wetter den Fischen auf den Magen. Egal an welchen Stellen wir fischten und wie verführerisch der Köder geführt wurde, die Dorsche ließen sich einfach nicht bitten. Ab und an kam ein massiger Fisch an Bord. Doch die Ausbeute war sehr dürftig. So wurde erst einmal deftig zu Mittag gegessen. Bei Krustenbraten mit Kartoffeln, Erbesn und Wurzeln ließ es sich jeder schmecken, um dann gestärkt wieder ans Werk zu gehen.

Danach hebte ein gute Drift über ein Wrack sichtlich die Stimmung, gingen in diesem Moment doch gleich mehrere maßige Fische ans Band und viele an Bord konnten sich "entschneidern". Doch dies war nur eine Eintagsfliege. Irgendwie konnten wir überhaupt froh sein, dass wir rausgefahren sind. Von anderen Kuttern - wie z.B. die MS Simone aus Eckernförde - erfuhren wir, dass diese nach langer Liegzeit im Hafen die Chartertour gar nicht erst startete.

Das Wetter sollte uns aber wieder einholen. Gegen13:45 Uhr gab der Kapitän durch, dass eine Schlechtwetterlage mit Starkwinden bis Windstärke 10 sowie heftigen Niederschlägen angekündigt worden sei und er deshalb die Kuttertour vorzeitig beenden möchte. Wir schauten uns ungläubig an, standen wir doch bei strahlendem Sonnenschein mit T-Shirt an der Reling - von Unwetter weit und breit keine Spur. Nun denn - es hieß Ruten einpacken, Fische versorgen und darauf vertrauen, dass der Kapitän weiß, was er tut. Dieser entschuldigte sich dann auch noch bei uns mit den Worten, dass es "eine solch schlechte Ausfahrt noch nicht erlebt habe".

Auf dem Rückweg gab es dann noch eine kleine Überraschung. Im Vorstand hatten wir uns darüber geeinigt, unter allen Vereinsmitgliedern einen Preis für den längsten Fisch der Tour auszuloben. Nur hatten wir den Teilnehmern davon gar nichts erzählt. So kam die Siegerehrung recht gut an. Obwohl wir mit 19 Dorschen und 1 Makrele nicht wirklich von einem guten Ergebnis reden können und dazu die Fische allesamt mal so gerade maßig waren, so gab es einen Ausreißer: ein Dorsch von 62 cm Länge! Diesen Fisch konnte doch tatsächlich unser 1. Vorsitzender Uwe Frahm an Bord holen und sicherte sich damit ein neue Angelrute. Herzlichen Glückwunsch!

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass wir einen erlebnisreichen Tag genossen haben, leider viel zu wenig Fisch gefangen wurde und dennoch Spaß an der Sache hatten. "Nicht jeder Angeltag ist ein Fangtag" - getreu diesem Motto konnte jeder dieser Tour etwas positives abgewinnen. Ein weiteres Kutterangeln wird damit sicher nicht ausgeschlossen sein - wenn auch eine Vollcharter nicht wieder in Frage kommt. In diesem Sinne ...

Petri Heil.