Deutsche Meisterschaft im Distanzwerfen

des DMV

24. bis 25.09.2016

Ein Erfahrungsbericht von Frank Sievers

Jan Hinz - ein Mitglied unseres Vereins - ist bekannter Maßen sehr aktiv im Casting (Distanzwerfen). Als Referent für den Castingsport im DMV (Deutscher Meeresangler Verband) setzt er sich seit Jahren dafür ein, seinen Lieblingssport bei uns bekannter und beliebter zu machen. In den letzten Jahren hat er so manche Veranstaltung ins Leben gerufen, die sehr gut angenommen wurden und werden. Auch ich habe mich bereits ein wenig davon anstecken lassen. In den letzten drei Jahren habe ich schon an solchen Veranstaltungen teilgenommen und so das Distanzwerfen als blutiger Amateur kennengelernt. "Vielleicht kann ich dabei ja einiges lernen, um es dann beim Brandungsangeln umzusetzen", das war mein Ansporn.

In diesem Jahr sprach Jan mich dann schon früh auf die Deutsche Meisterschaft an. "Willst Du nicht mal mitmachen? Ist ein tolles Event!" Deutsche Meisterschaft - nun ja, das hört sich einfach irgendwie unwirklich an und so habe ich mich damit auch zunächst nicht weiter beschäftigt. Jan ließ aber nicht locker und fragte vor ein paar Wochen nochmals nach und - irgendwie aus einer Laune heraus - habe ich dann zugesagt. Nun hieß es, auf zur "Deutschen" und am 24./25.09.2016 war es dann auch soweit.

Ohne große Ambitionen, einfach nur locker und entspannt machte ich mich am Samstag auf den Weg. Gegen 8:40 Uhr traf ich auf der Wurfwiese direkt an der Eider in Hamdorf ein. Das es sich dabei um die Koppel an unserer Hausstrecke (Rohwer) handelte, war ein schöner Nebeneffekt, hatte ich doch so nur wenige Minuten zum Veranstaltungsort zurückzulegen. Am Platz angekommen konnte ich bei der Begrüßung neben ein paar neuen Gesichtern auch Altbekannten die Hand schütteln, die ich bereits bei den anderen Veranstaltungen von Jan kennen gelernt hatte.

Ruck Zuck ging es gemeinschaftlich an das Aufbauen des Wurfsektors. Bei diesem Wurfsektor handelt es sich um einen Korridor, in dem die späteren Würfe landen müssen, damit diese in die Wertung kommen. An den Begrenzungen des Korridors werden Weitenmarkierungen zur Orientierung angebracht und Deutschlandfahnen zeigen an, wo die 200m und 250m Linie liegen. Dieser Wurfsektor macht für einen Frischling schon mächtig was her. "Wer soll denn soweit werfen können" ist man geneigt, sich zu fragen.

Der Aufbau war dann auch schnell erledigt und Jan konnte zur Ansprache ausholen. Insgesamt durfte er sieben Kinder, fünf Damen und siebzehn Herren der Schöpfung begrüßen, die allesamt in ihren Wertungsklassen gegeneinander antraten. Wertungsklassen werden bei den Jugendlichen nach dem Alter (bis und über 12) gebildet. Die Damen werfen in einer Klasse und bei den Herren wird noch unterschieden nach der "Championsliga", wie Jan sie nannte, und der Brandungsanglerklasse. Unterschieden wird hier zwischen den Spezis, die mit Multirolle und ausgefeilter Technik werfen und den "Amateuren" oder auch Brandungsanglern, die es mit Stationärrolle versuchen.

Bei der Deutschen Meisterschaft werden unterschiedliche Meistertitel ausgeworfen, die sich nach den zu werfenden Gewichten richten. In der Championsliga gilt es den Meister für 175g, 150g, 125g und 100g zu ermitteln, wobei je Gewicht auch noch Schnürstärken nach unten hin begrenzt werden. Bei der Brandungsanglerklasse, den Damen und den Kindern dagegen gilt die frei Wahl des Gewichtes und bei den Schnurstärken lag das Mindestmaß für Damen und Herren bei einer 25er Monofil.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass wir an beiden Veranstaltungstagen ein super Sonnenwetter hatten und uns somit voll auf das Werfen konzentrieren konnten. Das Werfen begann an beiden Tagen so gegen 9:30 Uhr. Jeder war einmal an der Reihe, die Ruten wurden dann abgelegt und erst wenn alle geworfen hatten, wurden die Schnüre wieder eingekurbelt. Dabei folgten wir der Schnur in Richtung Blei, welches meist tief im Boden versunken war. Das Messen der Weiten fand erst später statt und um seine jeweils beste Weite zu markieren, erhielten wir Schilder mit unseren Startnummern. Ach ja - Startnummer - diese wurde uns vorher noch zugelost und ich hatte das "Glück", gleich als zweiter an der Reihe zu sein.

Gesagt getan ... Blei 2/3 Rutenlänge hängen lassen, Spulenkopf der Rolle möglich weit oben positionieren, mit dem Rücken zum Korridor, Blei auf drei Uhr ablegen und dann mit einem satten Schwung und guter Endbeschleunigung das Blei in den Himmel abfeuern ... so ging es los. Einer nach dem anderen versuchte sein Glück. Die Spezis bewiesen dabei Ihr Geschick mit ausgefeilten Techniken. Ob Drehwurf oder Pendelwurf - es sieht schon echt toll aus, wenn die Bleie so mit erheblicher Beschleunigung förmlich gen Horizon geschossen werden.

Die Technik ist es auch, die den Hauptunterschied ausmacht - nicht unbedingt die Kraft. War dies bei den Brandungsanglern sowie Damen und Kindern noch mit bloßem Auge zu erkennen, so sah es bei den Spezis ein ums andere Mal irgendwie immer gleich aus. Und doch hörte man es immer wieder. "Mist, mein Wurf blockiert zu früh. Ich muss die Schrittstellung ändern." oder "Ich zieh einfach zu früh an. Dann verpufft die Beschleunigung. Das muss ich unbedingt ändern." Mir als Laie sagte das nicht viel, sah doch alles wie gesagt immer gleich aus. Doch die Spezis wussten schon, was sie sagten. Die Wurfergebnisse im Verlauf der Veranstaltung machten dies mehr als deutlich.

Klagte Horst am ersten Tag anfangs immer wieder über eine falsche Haltung, so konnte er dies irgendwie im Verlauf abstellen und seine Weiten wurden konstant besser. Oder auch bei Jan spiegelte es sich im Verlauf wieder. Ein oder vielleicht sogar zwei Mal schaffte er erst mit dem letzten Wurf, seinen Kontrahenten zu überholen. Und auch Jörg schaffte es sich nach anfänglichen Problemen mit der Pendeltechnik zu steigern, was bei ihm schlussendlich sogar eine neue persönliche Bestweite ergeben sollte. Noch beeindruckender war dies bei Timo zu spüren. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, schaffte er in drei der vier Gewichtsklassen eine nicht unerhebliche Steigerung seiner persönlichen Bestweite.

Ich ließ es wie gesagt locker angehen. Als Ziel hatte ich mir im Hinterkopf die 180m Marke gesteckt. Die ersten Würfe gaben dann gleich Aufschluss darüber, dass dieses Ziel am Samstag schwer zu erreichen war. Irgendwie lief es nicht rund. Im Verlauf der Veranstaltung kam ich dann immer mehr und öfter ins Gespräch mit den anderen Werfern, die mir Tipps und Anregungen gaben. Besonders mit Timo pflegte ich einen regen Austausch. Immer wieder gab er mit Tipps, kam direkt nach den Würfen zu mir, um noch mehr herauszuholen. Den Arm oben lassen, mit dem linken mehr ziehen, die Schrittstellung öffnen ... Mensch habe ich mich über diese Unterstützung gefreut. Vielen Dank Timo!

Insgesamt war die Unterstützung untereinander ein echtes Highlight für mich. Nicht nur die Unterstützung für die Ausführung des Wurfes hat mir sehr gefallen, sondern auch das ganze drum herum mit den vielen tollen Gesprächen. Ich konnte mich mit Brandungsanglern über die Kniffs und Tricks für das Angeln in der Brandung austauschen. Es gab haufenweise tolle - und auch teure - Ruten und Rollen zu begutachten, anzufassen und auch zu werfen. So durfte ich das Sahnestück von Timo - eine Century Tiptornado LD - auch für einige Würfe mal ausprobieren. Super sage ich Euch! Alleine dies Geselligkeit und der muntere Austausch untereinander hat mir an diesen beiden Tagen echt etwas gegeben. Irgendwie fühlte man sich von Anfang an, als gehöre man schon immer dazu. Tolles Gefühl!

Ach ja, von Weiten und Ergebnissen habe ich ja noch gar nicht gesprochen. Die Ergebnisse im Einzelnen habe ich auch nicht alle im Kopf. Aber wenn man beim Einholen der Schnüre an seinem versunkenen Blei steht und dann die Spezis an einem vorbeilaufen und erst nach weiteren 50 und mehr Metern zum Stehen kommen, ja dann ist man echt beeindruckt. Weiten bis zu 245 Metern (Christoph Fischer) wurden geworfen, reihen Weise lagen die Würfe jenseits der 200m Marke und von den persönlichen Bestweiten hatte ich ja schon gesprochen. Aber auch die Damen gaben ihr bestes und überzeugten mit tollen Leistungen. Und bei den Kindern konnten sogar neue Deutsche Rekorde verzeichnet werden. Einfach genial!  Die genauen Weiten und Ergebnisse nebst Siegerehrung und vielen Fotos findet ihr unter www.kong-casting.de/home/castingberichte-2016/.

Bemerkenswert war da noch der "Wettkampf" in der Brandungsanglerklasse. Andreas Schulz schockte uns gleich mit seinem ersten Wurf, der an die 200m Marke ging. Im Verlauf der Veranstaltung konnte er sich sogar noch steigern und erzielte  mit seinem letzten Wurf eine Weite von sage und schreibe 218m - und das als Brandungsangler. Damit wurde er mit Abstand Deutscher Meister in der freien Klasse. Um den zweiten Platz entbrannte mit der Zeit ein Zweikampf zwischen Joost und ... mir. Ja, tatsächlich. Hatte ich am ersten Tag mit etwa 179m noch etwa sieben Meter mehr als Joost geworfen, so legte er am Sonntag gleich einen vor und holte auf. Nach und vor jedem Wurf stachelten wir uns gegenseitig an und so kam doch noch etwas wie Spannung und Ehrgeiz auf. Bis zum letzten Wurf lag Joost in der Wertung für den Sonntag vorne.

Alle Tipps von Timo konnte ich bis dato noch nicht in Weite umsetzen. Irgendwie stand ich mir mit meinen Gedanken an die richtige Ausführung des Wurfs immer wieder im Weg. So ging es dann zum letzten Wurf. Ich war vor Joost an der Reihe. Zum 20. Mal stand ich an der Abwurflinie und bereitete den Wurf vor. Da hörte ich dann von Jan ein lautes "Und Ziiiiehen!" gekoppelt mit einer entsprechenden Bewegung seines linken Armes. "Also gut", dachte ich bei mir, "dann soll es so sein. Ich ließ den Wurf einfach "laufen" und legte mein Augenmerk nur auf das Ziehen. Und - das schmerzhafte Gefühl im Zeigefinger beim Loslassen der Schnur zeigte mir, der konnte eventuell besser gewesen sein. Beim abschließenden letzten Einholen der Schnur war es dann auch ohne Messen deutlich zu erkennen. Mit dem letzten Wurf (191,10m = PB) hatte ich Joost's Weite vom Sonntag doch tatsächlich noch übertroffen und da Joost nicht mehr kontern konnte, ging ich als Vize-Meister vor ihm als Dritten aus dieser Veranstaltung hervor. Vielen Dank, Joost, für den tollen Wettkampf. Hat echt Laune gebracht und müssen wir unbedingt wiederholen!

Das Ergebnis aber ist für mich eher zweitrangig - wenn auch toll :-) Viel mehr steht für mich das Miteinander, die Athmosphäre und die tolle Gemeinschaft im Vordergrund. Hier fühlt man sich sehr schnell wohl und heimisch. Einfach zwei tolle, gelungene Tage. Dieses Fazit darf aber nicht ohne ein allerherzlichstes Dankeschön an Jan und seine Frau Birte enden. Vorbereitung, Durchführung und Verpflegung war 1a!  Einfach super! Da kommt man gerne wieder :-)

Petri Heil.


Hier gibt's die Übersicht aller Ergebnisse 2016.